Tradizioon – was isch das?

Überall wird sii bemüeit – d Tradizioon. Bsunders an de vergangene Banndääg in der Region. Au der Sissecher Bürgerrootsbreesi hets bi der Begrüessig vo der Banndaags-Rotte gsäit: der Sissecher Banndaag isch e tradizionellen Aalass.

Jä nundefaane. Wenn und worum isch denn öbbis Tradizioon? Und wär bestimmt, was Tradizioon isch?
Bim Recherchiere zue deere Froog bin ich uf en Erkläärig gstoosse, wo mi e chlyy irritiert hed. Nämmlig: D Fähigkeit zur Tradizioon und doodermit d Grundlaag, ass öbbis Kulturells cha enstoh, fot bi de Dier aa – zum Byspiil bi de Gwaaggen oder de Schimpanse. Jetz wäiss ich nit, öb d Schimpansen au so öbbis wien e Banndaag kenne. Au wemme mues säge: Es git scho der äint oder ander Banndäägler, wo sich zwüschenyynen am Bannumgang öbbe zum Aff macht.
Glyy emol äinisch mäint men ämmel, es isch öbbis e Tradizioon.
Wenn zum Byspiil d Runzle-Chläpper-Waggis, wo no föif Johr zääme Fasnechtmache scho vo Tradizioon schwätzen und as Süschee «Jubiläum» weele. Derbyy isch die gröschti Läischtig vo deene nit d Kunscht föif Johr zäämezblyybe, aber nit scho vorem Umzuug stäärnehaagel voll z syy.
Tradizioone wächslen immer wiider s Gsicht. So cha sii wien e guet zwääggmachti Lyych derhäärchoo oder es Gfängnis syy. Tradizioone wachsen über Generazionen und löie sich au nit ohni wytteres verpflanzen und setten au nit mit überdriibener Häimetliebi verwächslet wäärde. Tradizioonen ändere sich und passe sich der Zytt aa.
Nääme mer s Ässe. Früehner hed me Frücht und Gmües denn gässe, wenn d Waar ryff gsii isch oder hed panierti Utterblätzli, Schwyynsfüessli oder Chuttleblätz ufdischt.
Hütt isst me Höigümper, Grillen und Ruuppe. Ich froog mii, wie lang ass s ächt no goht, bis men am Banndaag statt Suppe mit Spatz, Sojamilch mit grööschtete Mählwürm ufdischt – und in 20 Johr sägen öisi Groosschind: s hed am Banndaag scho immer frittierti Räägewürm gee.
Oder der Baselbieter Dialäkt. Zu Zytte vo s Bottebrächts Miggel hed men ere Frau mit dicke Bäi gsäit: Deren ihri Stüd sy au nit tschuld, wenn der Söischtel zäämegheit. Sääged das hütte, und s Glyychstelligsbüro hed öich ums Ummeluegen am Wiggel.
Hütte goht me mit T-Shirt, Jeans oder Outdoor-Bekläidig und Durnschueh an Banndaag und nümm wie sälbetsmol mit Chüttel, Hemmli bis oobe zue, Grawatten und fyyne Hoose. Aber me säit allwyyl no Banndaag und nit District-Walkabout.
Syyge mer aso vorsichtig, wenn mer s Wort Tradizioon ins Muul nääme. Es cha nämmlig syy, ass jeeden e chlyy öbbis anders drunder verstoht. Und: Es git jo allwyyl wiider Lüt, wo mäine, früehner syg alles besser gsii. Chutzemischt. Besser isch gar nüt gsii, höchschtens anderscht.
Der Thomas More (Morus) hed vor über 500 Johr Tradizioon esoo erkläärt: Tradizioon isch nit s Feschtheebe, aber s Wyttergee vo der Flamme. Drumm: Heebe mer Soorgg zue der Flamme, bloose mer immer wiider ins Füür, au wenn d Schyytli, wo mer aalegge, nit immer us em glyyche Holz syy.

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