Toleranz

 

S Birchermüesli isch tschuld, ass ich über d Toleranz ha afo noochdänke. My Liebschti hed nämmlig wiider äinisch es deerigs Müesli ufdischt. Bim Ässen isch mers underäinisch wiider z Sinn choo, ass me die beeden Oberer-Bueben in der Jugend – under anderem – mit Birchermüesli groosszooge hed. My Brueder, wo föif Johr elter isch as ich, hed dä Brei ohni z muule verdrückt. Er isch halt scho allewyyl e chlyn e Verwäichlichte gsii. Ich ha das Mues nummen under de gröschten und lütischte Brotäscht aabegwoorgget, besser gsäit, uusegspöit. Aaschyynend han ich esoo düppelhürnig doo, ass s halb Quartier mit überchoo hed, ass es bis Oberers wiider äinisch Birchermüesli git. Wenn nämmlig d Mueter der Daag noo der Bircher-Füetterig ins Dorf isch, häi d Noochberen albe gsäit: «Soo, Frau Oberer, hed der Heinerli geschter wiider Birchermüesli überchoo?»

Das isch mer ebe wiider z Sinn choo, won ich vor däm Müesli gsässe bii. Wie hed sich my Mueter müese gschämt haa, won ich as chlyyne Hoosesäicher s halb Quartier mit myne Wuetusbrüch in Ootem ghalte haa. Oder spööter, wenn ich mit Kolleege zäämen im Garte gschuttet und mer im Noochber d Tulpen und d Roosen über e Huffe gschosse häi. As Strooff häi mer öis denn amme müese go entschuldige. Was mer natüürlig numme wiiderwillig gmacht häi. Der Noochber isch aber e ganz e Gattlige gsii und hed amme gmäint, daas mit de Blueme sygi halb so schlimm. Me müesi halt e chlyy tolerant syy mit de Junge. Das isch allwääg Toleranz, han ich dänkt. Me reggt sich zwar insghäim über die Laaferibueben uuf, loot sen aber äinewääg mache. Guet. Irgendäinisch isch s Toleranz-Saldo ufbruucht gsii – daas vom Vatter. Vo denn aa häi mer müesen uf em Schuelhuusblatz schutte.

An daas mues ich amme dänke, wenn der Noochberbueb d Muusig so lut aploot, ass bi öis d Däller uf em Disch ummegumpen und d Bilder fascht vo de Wänd gheie. Denn dänk ich ammen ans Birchermüesli und s Schutten und die verdraaschaggete Blueme vom Noochber zrugg. Denn gib ich mer Müei – tolerant z syy.

Alsfott meh wird äim Toleranz apverlangt. Es ghört efang zum guete Doon, ass me tolerant isch gegenüber militante Feminischtynen und Dierschützer. Es macht sich au guet, wemme tolerant isch, wenns um Flüchtling oder anderi Religioone goht. Immer und überall wird Toleranz verlangt und äim d Wält erkläärt. Für alles und zue allem sett me tolerant syy. Me chunnt gar nümm nooche mit tolerant syy, wil si in de mäischte Fäll äisyttig isch – und daas stinkt mer langsaam aber sicher. Mäischtes sy nämmlig die, wo mäine sii häige d Wyyshäit mit Löffel gässe, die, wo überhaupt nit tolerant syy. Sii chönne numme Wältverbeeserlis spiile, wil die wo si vo ihrer intoleranten Yystellig wäi überzüüge, tolerant syy. Derbyy isch klaar: S Zäämelääbe zwüsche Kulturen und Mensche funktioniert numme, wenn alli Sytten am glyyche Strick zieie.

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